Das etwas andere Hexen-Buch.
Vorbei sind die Zeiten der klassischen Hexenzirkel – willkommen im Heiligen Orden der magischen Erleuchtung! In dem wahrlich nicht alles so elegant vonstatten geht, wie der Name erstmal vermuten lässt. „Hexen gibt es doch“ ist der spannende Auftakt der Hex Files-Reihe von Helen Harper aus dem LYX-Verlag.
Klappentext:
Fauler Zauber – leicht gemacht
Um eines direkt klarzustellen: Ivy Wilde ist keine Heldin. Eigentlich ist sie die allerletzte Hexe auf der Welt, die man rufen würde, sollte man magische Unterstützung benötigen (was nicht heißt, dass sie es nicht könnte!). Ginge es nach Ivy selbst, würde sie am liebsten den ganzen Tag auf der Couch hängen, Serien gucken, Junkfood mampfen und mit ihrer Katze Streitgespräche führen. Doch durch einen Bürokratiefehler wird Ivy Opfer einer vertauschten Identität und unfreiwillig – sehr, sehr unfreiwillig! – mitten hineingeschleudert in den Arkanen Zweig, der Ermittlungsbehörde des Heiligen Ordens der Magischen Erleuchtung.
Rasend schnell vervierfachen sich Ivys Probleme, als dann auch noch ein wertvolles Objekt gestohlen und sie daher gezwungen ist, mit Adeptus Exemptus Raphael Winter zusammenzuarbeiten. Raphaels saphirblaue Augen lassen in Ivys Magen zwar irgendwie Schmetterlinge flattern, aber eigentlich zeigt der Adeptus all das, was Ivy aus tiefstem Herzen ablehnt: die freudlosen Tücken von zu viel stoischem Hexenwerk. Und je länger Raphael Ivy piesackt, desto größer wird ihr Verlangen … ihn in einen Frosch zu verwandeln!
Die Geschichte:
Durch eine sehr unglückliche Verwechslung landet die begabte, aber faule Hexe Ivy Wilde mitten im größten Ordens-Drama der letzten Jahrhunderts und muss nun mit dem höchst strengen und disziplinierten Adeptus Exemptus Raphael Winter zusammenarbeiten, um wieder in Ruhe auf ihre bequeme Couch zurückkehren zu können. Eigentlich ein Kinderspiel – hätte man denken können. Aber wenn die Lösung des Problems zum greifen nah scheint, kommt von irgendwo eine noch größere Ermittlungsaufgabe daher. Ivy und Raphael müssen notgedrungen über ihre Schatten springen und gemeinsam den Übeltäter ausfindig machen.
Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Ivy erzählt, wodurch immer wieder ihre herrlich sarkastischen Bemerkungen einfließen und der Geschichte den nötigen Humor verleihen.
Die Charaktere:
Ivy Wilde hatte sich ihr Leben eigentlich ganz anders vorgestellt. Aber nun war es so und irgendwie war sie damit auch recht zufrieden. Bis zu diesem unheilvollen Tag, an dem der Orden sie verwechselte und an Raphael Winter band… Ab diesem Zeitpunkt legt Ivy eine tolle Charakterentwicklung hin, ohne dabei sich selbst untreu zu werden. Selten konnte ich einen Entwicklungsverlauf so gut nachvollziehen.
Ivy ist ein wahnsinnig starker Charakter mit einem enormen Durchsetzungsvermögen (man könnte auch Dickkopf sagen) und sie widersetzt sich mehr als einmal ihrem Vorgesetzten Winter. Sie arbeitet nie mehr als nötig und wenn ihr etwas unnötig kompliziert erscheint, findet sie auch gerne mal unkonventionelle Abkürzungen. Die, nebenbei gesagt, nicht immer ohne unerwünschte Side-Effects bleiben…
An Ivys Seite findet sich meist auch Adeptus Exemptus Raphael Winter. Ich feiere die Autorin Helen Harper übrigens für diese und andere Namensauswahlen, denn ich hab mehr als einmal herzlichst gelacht, wenn die vollen Namenstitel zur Anwendung kamen! Jedenfalls ist Raphael Winter das komplette Gegenteil seiner unfreiwilligen Partnerin. Er ist fokussiert, diszipliniert und scheut sich nicht hart zu arbeiten, um effektiv ans Ziel zu kommen. Immer unter der Einhaltung aller Regeln versteht sich. Kein Wunder also, dass er ein hoch angesehenes Mitglied des Ordens ist und sogar in der begehrten Arkanen-Abteilung arbeitet, quasi die interne Kriminalabteilung des Ordens.
Auch er durchlebt eine Charakterentwicklung, wenn auch etwas subtiler. So ganz kann er seiner selbst auferlegten Disziplin eben nicht entkommen und für mein Gefühl scheint er ein ziemlicher Kopfmensch zu sein, der nicht oft die Intuition gewinnen lässt.
Die Sprecherin:
Ich habe Band 1 der Hex Files als Hörbuch gehört und durfte somit in den Genuss der Stimme von Yeşim Meisheit kommen. „Hexen gibt es doch“ war nicht nur der erste Band der Hex Files-Reihe, sondern auch mein erstes Hörbuch dieser Synchronsprecherin. Insgesamt war es für mich ein angenehmes Hör-Erlebnis, mit passenden Betonungen und harmonischem Lesestil. Lediglich die Stimmen einiger Nebencharaktere waren sehr quietschig-nasal und daher etwas unangenehm, aber zum Großteil passte dies auch hervorragend zur jeweiligen Rolle. Daher würde ich das nicht negativ bewerten.
Das Fazit:
Ein tolles Buch und ebenso gelungenes Hörbuch. Band 2 und 3 der Hex Files-Reihe warten bereits in meiner Hörbuch-Bibliothek auf mich und werden definitiv zeitnah folgen!
Insgesamt ein spannender Detektivroman, bei dem Romantik eher keine Hauptrolle spielt. Als Krimi würde ich das Buch tatsächlich nicht bezeichnen, da es in meinen Augen dafür nicht genügend Hochspannung gab. Aber es war durchaus spannend, ließ sich locker-flockig lesen/hören ohne unnötige Längen und hat mir angenehme Hörstunden beschert.
Ohne hier zu spoilern: Das Ende empfand ich als etwas übereilt und „drüber“. Die Entwicklung hatte sich zwar unterschwellig angekündigt, aber eine Light-Variante hätte auch den gewünschten Cliffhanger erzeugt, ohne es übertrieben wirken zu lassen.
Die Bewertung:
Geschichte ♥♥♥♥ | Charaktere ♥♥♥♥♥ | Schreib-/Sprechstil ♥♥♥♥♥ | Spannung ♥♥♥♥ = 4,5 Herzen
Infos zum Buch:
Titel: Hex Files – Hexen gibt es doch
Autorin: Helen Harper
Gelesen von: Yeşim Meisheit
Seitenanzahl: 340 Seiten
Hörminuten: 499 Minuten (ungekürzt)
Reihe: Hex Files – Band 1
Genre: Fantasy
Sub-Genre/Tropes: Detektivgeschichte
Erscheinungsdatum: 01.06.2020
Verlag: LYX